Du hast dein Sportstudium an der Uni Basel mit Theologie als Zweitfach verbunden – eine ungewöhnliche Kombination!
Das Sportstudium war bei mir schon lange gesetzt, mein Vater und Freunde haben mir davon immer vorgeschwärmt. Theologie als Zweitfach zu wählen, war naheliegend: Der Glaube spielt eine ebenso wichtige Rolle in meinem Leben und die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit hat mich gereizt. Nach dem Bachelor mit dieser Kombination setze ich jetzt, im Masterstudium, ganz auf die Theologie.

Wie hast du die Verbindung der Fächer erlebt?
In beiden Fächern habe ich mich sehr wohl gefühlt, auch wenn ich bei beiden ein Exot war mit meinem jeweiligen Zweitfach. Dabei ist die Gemeinschaft unter den Studierenden bei der Theologie und bei der Sportwissenschaft ähnlich: Es geht sehr familiär zu. Bei der Theologie, weil es so eine kleine Fakultät ist, und beim Sportstudium, weil man viel miteinander unterwegs ist und auf dem Sportplatz ausgebildet wird. Das schafft mehr Nähe als ein Vorlesungssaal.

Jetzt leitest du den Bereich Sport beim Cevi der Region Basel. Kannst du bei dieser Arbeit deine beiden Leidenschaften – Glaube und Sport – verbinden?
Ja, und das begeistert mich an meinem Job – umso mehr, als ich mir bei meiner Studienwahl überhaupt nicht überlegt habe, was ich beruflich damit machen könnte! Aus dem Sportstudium kann ich beim Cevi vieles rund um Sportdidaktik, Sportvermittlung und Sportpsychologie anwenden, die Theologie hilft mir bei der ganzheitlichen Begleitung der Jugendlichen und bei der Selbstreflektion.

Was bedeutet ganzheitliche Begleitung? Wie bringt ihr Glauben und Sport zusammen beim Cevi?
Das Dreieck im Cevi-Logo steht (auch) dafür, dass wir junge Menschen körperlich, sozial und geistlich fördern möchten. In unseren Sportgruppen geben wir deshalb dem Persönlichen und Zwischenmenschlichen bewusst Raum. Wie gehe ich mit Niederlagen um? Was bedeutet Fairplay? In der Mitte des zweistündigen Beachvolleyballtrainings gebe ich jeweils einen kurzen Impuls. Kürzlich habe ich die Bibelstelle «Alle eure Sorge werft auf ihn» auf ein Plakat geschrieben und die Sportler mit Bällen darauf schiessen lassen, die ihre Sorgen symbolisierten. Dann habe ich sie zu zweit losgeschickt, um darüber auszutauschen, welche Sorgen sie haben und wie sie damit umgehen. Auf diese Weise lernen sie, sich selbst zu reflektieren, und manche entdecken den Glauben als Ressource. Solche Impulse werden auch von Leuten geschätzt, die nichts mit Kirche am Hut haben.

Wie kommt es, dass der Cevi Basel auf den Sport setzt?
Angefangen hat es mit unserer Fussballarbeit. Wir haben festgestellt, dass wir Jugendliche und Kinder damit sehr gut erreichen und eine gute Alternative bieten können zu Sportvereinen, in denen nur die Leistung zählt. Aufgrund des Erfolgs bauten wir diesen Zweig aus und bieten heute auch Beachvolleyball, Parkour und Freerunning und diverse Sportlager an. Daneben gibt es aber immer noch die klassische Jungschar-Arbeit.

Haben Sport und Kirche Gemeinsamkeiten?
Beides verbindet Menschen, spricht sie existentiell an: die Kirche mit ihren Sinnfragen und der Sport durch den Körper, durch die Bewegungserfahrung. «Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen, als im Gespräch in einem Jahr», lautet ein bekanntes Platon-Zitat. Sowohl der Sport als auch die Religion konfrontieren uns mit uns selbst.

Was würden Kirchgemeinden gewinnen, wenn sie mehr im Bereich Sport machen würden?
Sie würden sehr einfach und mit verhältnismässig wenig Aufwand Menschen erreichen, die nicht in einem Gottesdienst anzutreffen sind: vom Firmenchef bis zur Automechanikerin. Besonders Männer.

Und umgekehrt: Was gewinnen Sportvereine, wenn sie der Spiritualität Raum geben?
Mein Handball-Club könnte sicherlich einiges dazulernen bezüglich Teamzusammenhalt und Umgang mit Emotionen! Interessanterweise wurde der Bedarf im Profi-Sport schon erkannt und viel investiert in die sportpsychologische Begleitung. Private Vereine müssen erst noch entdecken, wie hilfreich eine Besinnung oder ein Ritual sein können. Gute Sportseelsorger könnten hierzu beitragen.

Weitere Infos: Cevi Basel Sport