«Wunder lassen sich wissenschaftlich erklären.» «Die Bibel ist gegen Sex.» «Vor Kolumbus glaubte die Kirche, die Erde sei eine Scheibe.» Steckt ein Fünkchen Wahrheit hinter solchen Aussagen oder handelt es sich um reine Vorurteile?

Im Podcast «Andererseits», produziert von Theologie erleben, gehen Theologiestudierende den beliebtesten Klischees über Kirche und Christentum auf den Grund. In Zoom-Gesprächen konfrontieren sie Theologinnen und Theologen der Uni Basel, Bern und Zürich damit und wollen es genauer wissen! Der Podcast ist auf allen gängigen Streaming-Plattformen abonnierbar (Spotify, Apple Podcasts, Anchor).

Der Podcast ist eine Ergänzung zum Kartenset «Andererseits» und richtet sich an Jugendarbeiter:innen, Pfarrer:innen, Lehrpersonen und theologisch interessierte Erwachsene. Sie erhalten im Podcast in 15-20 Minuten Impulse, Hintergrundinfos und den aktuellen Stand der Forschung zu typischen Klischees und Fragen rund um das Christentum.

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«Das Kreuz ist das älteste Symbol des Christentums.»

Hing in den ersten Kirchen schon ein Kruzifix mit dem leidenden Jesus in den Kirchen? Nein, weiss Katharina Heyden, Professorin für Kirchengeschichte an der Uni Bern. Aber tatsächlich haben schon die frühen Christ:innen sich mit der Hand bekreuzigt und damit die Karriere des christlichen Symbols begründet.

«Im Alten Testament gilt Auge um Auge, im Neuen Testament Liebe Deinen Nächsten.»

Widersprechen sich die beiden Teile der christlichen Bibel in ihrer Ethik? Woran sollen sich Christ:innen halten? An beides, findet Michael Coors, Professor für theologische Ethik an der Uni Zürich. Aber ohne ihren Verstand dabei auszuschalten.

«Theologie ist keine Wissenschaft.»

Das „Theo“ in der Theologie steht für Gott. Wie kann ein Fach, das über Gott nachdenkt, wissenschaftlichen Ansprüchen genügen? Matthias Zeindler, Professor für Systematische Theologie an der Uni Bern, berichtigt: Es geht in der Theologie nicht darum, Gott zu beweisen, sondern den Glauben an Gott zu verstehen.

«Theologie ist etwas für Pfarrer:innen.»

Pfarrer:innen werden dafür ausgebildet, uns Gott und die Bibel zu erklären. Und zwar am Sonntagmorgen im Gottesdienst. Oder etwa nicht? Das war einmal, findet Thomas Schlag, Professor für Praktische Theologie an der Uni Zürich. Heute beobachtet er theologisches Treiben an vielen anderen Orten.

«Vor Kolumbus glaubte die Kirche, die Erde sei eine Scheibe.»

Deshalb hatte doch die Kirche den Galileo Galilei auf dem Kieker, oder? Zweimal ein klares Nein, sagt Matthias Wüthrich, Professor für Systematische Theologie an der Uni Zürich. Der Kampf zwischen Kirche und Wissenschaft wurde erst im 19. Jahrhundert erfunden.

«Der Gott des Alten Testaments ist schrecklich und unbarmherzig.»

Das Alte Testament beschreibt einen kriegerischen und gewaltsamen Gott. Stimmt das? Ja, sagt Sonja Ammann, Professorin für Altes Testament an der Uni Basel. Aber dieses Gottesbild war und ist für viele Menschen attraktiv, die unter Ungerechtigkeit leiden.

«Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.»

Viele verbinden den Ruf nach Toleranz mit der Meinung, Religion sei Privatsache. Reinhold Bernhardt, Professor für systematische Theologie an der Uni Basel, behauptet dagegen: es braucht die öffentliche Auseinandersetzung und Kritik, um uns vor Auswüchsen der Religion zu schützen!

«Christliche Moralvorstellungen sind überholt.»

Christliche Moralvorstellungen wie die Unterordnung der Frau, Feindesliebe und ein spassfreies Leben sind überholt und müssen überwunden werden, oder? Mathias Wirth, Professor für theologische Ethik an der Uni Bern, sieht tatsächlich die Kritik an überlieferter Moral als Aufgabe der Theologie.

«Jesus war der erste Christ.»

Jesus hat das Christentum begründet, also war er der erste Christ. Logisch, oder? Ganz und gar nicht, findet Stefan Krauter, Professor für Neues Testament an der Uni Zürich. Jesus war Jude und hatte keineswegs vor, eine neue Religion zu gründen.

Staffelwechsel

«Vor Kolumbus glaubte die Kirche, die Erde sei eine Scheibe.» «Theologie ist keine Wissenschaft.» «Religion ist Opium für das Volk.» Wahrheit oder Klischee? In der neuen Staffel des Podcasts Andererseits geht Rhea weiteren beliebten Vorurteilen gegen Kirche und Christentum auf den Grund.

«Weihnachten ist eigentlich ein heidnischer Brauch.»

Hat die Kirche aus einem einst kultischen Festtag Weihnachten gemacht und den Tannenbaum von «heidnischen» Religionen abgekupfert? Martin Kessler, Professor für Kirchengeschichte, hat sich für Lisa auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht und überrascht sie mit einem klaren Statement.

«Christus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Das schliesst andere Religionen aus.»

«Niemand kommt zum Vater denn durch mich», sagt Jesus im Johannesevangelium. Schliesst das Christentum damit alle andere Religionen aus und nimmt die Wahrheit ganz exklusiv für sich in Anspruch? Das will Lisa von Dominik von Allmen wissen, systematischer Theologe an der Uni Zürich. Der findet die Aussage von Jesus auch ziemlich steil.

«Die Bibel ist voller Gesetze und Verbote.»

«Die Bibel ist voller Gesetze und Verbote», lautet eine verbreitete Überzeugung. Lisa spricht mit Thomas Krüger darüber, Professor für Altes Testament an der Uni Zürich. Wie gross ist eigentlich der Anteil an Gesetzen in der Bibel, und haben diese eine Bedeutung für gläubige Menschen?

«Bis heute missionieren Kirchen in nichtchristlichen Ländern und zementieren damit den Wahrheitsanspruch des Christentums.»

Die christliche Mission ist Lisa suspekt. Wer will schon eine Meinung übergestülpt bekommen? Andreas Heuser, Professor für Aussereuropäisches Christentum an der Uni Basel, versteht unter Mission allerdings etwas ganz anderes.

«Einige Texte des Neuen Testaments gelten als gefälscht.»

Sind gewisse Texte der Bibel tatsächlich gefälscht? Darüber kommt Lisa mit Jörg Frey ins Gespräch, Professor für Neues Testament an der Uni Zürich. Gefälscht, findet dieser, ist ein völlig unbrauchbarer Begriff.

«In der Kirche haben nur die Männer etwas zu sagen.»

«In der Kirche haben nur die Männer etwas zu sagen», lautet ein verbreitetes Urteil. Lisa konfrontiert Andrea Bieler damit, Professorin für Praktische Theologie an der Uni Basel. Diese dreht den Spiess um und will von Lisa wissen, ob sie sich als Frau im Theologiestudium benachteiligt fühlt.

«Die Bibel ist Gottes Wort.»

Steile These, findet Lisa. Von Benjamin Schliesser, Professor für Neues Testament an der Uni Bern, will sie wissen, woher diese Aussage kommt und ob er sie für richtig hält.

«Unter der Inquisition wurden sogenannte Hexen hingerichtet.»

Was war die Inquisition eigentlich und hat sie sich tatsächlich gegen Hexen gerichtet? Darüber kommt Lisa mit Peter Opitz ins Gespräch, Professor für Kirchengeschichte an der Uni Zürich.

«Entweder Theologie oder Evolutionstheorie.»

Lisa will wissen, wie sich der christliche Glaube mit den Naturwissenschaften verträgt. Über das Verhältnis von beiden spricht sie mit Matthias Wüthrich, Professor für Systematische Theologie an der Uni Zürich und Leiter des Studiengangs «Religion and Science».

«Die Bibel ist gegen Sex.»

Lisa wird als Theologiestudentin gerne in die «fromme Keuschheits-Schublade» gesteckt. Woher das Bild des lustfeindlichen Christentums kommt und was die Bibel tatsächlich zu Sex und zur Ehe für alle sagt, will sie von Moisés Mayordomo wissen, Professor für Neues Testament an der Uni Basel.

«Glauben heisst ‹für wahr halten›.»

Müssen wir den Verstand an der Garderobe abgeben, wenn wir gläubig sind? Lisa will von Christiane Tietz, Professorin für Systematische Theologie an der Uni Zürich, wissen, was Glaube eigentlich heisst und ob man sich dafür entscheiden kann.

«Viele Wunder lassen sich wissenschaftlich erklären.»

Konrad Schmid ist Professor für Alttestamentliche Wissenschaft und Frühjüdische Religionsgeschichte an der Uni Zürich. Lisa will von ihm wissen, wie es sich mit den Wundern in der Bibel verhält. Beweisen sie die Existenz Gottes oder vielmehr die Naivität antiker Menschen? Lassen sich naturwissenschaftliche oder psychologische Erklärungen dafür finden?

«Das Christentum ist am Schrumpfen und Schwinden.»

Ist das Christentum am Schrumpfen und am Schwinden? Lisa spricht mit Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Uni Zürich, über den scheinbaren Niedergang der Kirche. Wozu sollen angehende Theolog*innen bei ihm lernen, gut zu predigen, wenn gar niemand mehr am Sonntagmorgen aufstehen will und die Kirchenbänke leer sind?

Klischee oder Wahrheit?

Lisa spricht mit Sara darüber, wie es zum Podcast Andererseits gekommen ist, mit welchen Klischees sie als Theologiestudentin konfrontiert wird und welchen Vorurteilen sie selbst aufgesessen ist.